Wandel zur Einstellung gegenüber künstlicher Befruchtung
Die Reproduktion ist tief verankert und symbolisiert im Allgemeinen den Lebensinhalt des Menschen. Für Paare denen dieses Glück auf natürlichem Wege nicht gegeben ist, fehlt demnach jener essentielle Teil des Lebens. So spielt das Künstliche in der Wahrnehmung der Reproduktionsmedizin heute kaum noch eine Rolle. „Es geht vielmehr um die Erfüllung eines zutiefst menschlichen Wunsches.“
Laut der Auffassung des Kulturwissenschaftlers Andreas Bernard hat sich die Sichtweise der Reproduktionsmedizin seit den 90er Jahren komplett gewandelt. „Es gab die Angst, dass diese Techniken den Kern des Menschlichen bedrohen“, sagte der Buchautor der in Bonn erscheinenden „Zeit-Beilage „Christ und Welt“.[1]
Um kein Risiko einzugehen, lassen nun viel mehr Frauen, die aus Gründen der Lebensplanung ihre Kinder erst später bekommen wollen, ihre Eizellen einfrieren. In 2013 waren es 300 Frauen, 100 mehr als im Jahr zuvor. Diese Methode ist heute auch als Social Freezing bekannt, welches mit der Zeit „den gleichen Stellenwert erhalten wird wie die herkömmliche künstliche Befruchtung, die ja anfangs auch angefeindet wurde“, so Jörg Puchta, Münchner Chefarzt. Teilweise müssen Frauen im Alter von 35 Jahren bereits mit eingeschränkter Fruchtbarkeit rechnen. Social Freezing ist ein Weg den Kinderwunsch mit einer Karriere zu vereinbaren, ohne am Ende sehr viel Geld für fremde Eizellen bezahlen zu müssen. [2]
In den vier skandinavischen Ländern Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark wurden zwischen 1988 und 2007 mehr als 92.000 Kinder nach einer künstlichen Befruchtung geboren. Durch kurzzeitiges Einfrieren des Embryonen, bevor er in den Uterus gelangt, wird somit ein natürlicher Zyklus erreicht. Es gab seit 1988 einen Rückgang von Mehrlingsgeburten von 50 Prozent auf 25 Prozent, wobei Drillinge mit einem Anteil von 0,7 Prozent mittlerweile eine Ausnahme sind. Außerdem sank das Frühgeburtsrisiko von 13 Prozent auf 8 Prozent. Bei Einzelgeburten kam es sogar zu einer Halbierung der SGA-Rate von 7,6 auf 3,2 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit der Totgeburt ist inzwischen sehr gering. Mittlerweile liegt das Risiko bei Zwillingsgeburten unter 1 Prozent und bei Einzelgeburten bei 0,3 Prozent.[3]
Die Zahlen der neusten Studien über die In-vitro-Fertilisation und der starke Wunsch einem Kind das Leben zu schenken, haben den Wandel über die Wahrnehmung der Reproduktionsmedizin enorm begünstigt. Man hat sich mit der Unterstützung durch die Wissenschaft angefreundet und mit ihr einen Weg zur Erfüllung des Kinderwunsches vieler Paare geebnet.
Quellen:
[2] http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/59200/Immer-mehr-Frauen-lassen-Eiz...
[3] http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/61653/Immer-weniger-Frueh-Mangel-u...