Ein Baby- drei Eltern. Neue Art der Reproduktionsmedizin in Großbritannien.
Im letzten Monat hat die Mehrheit der Abgeordneten aus dem britischen Unterhaus eine spezielle Art der In-vitro-Fertilisation befürwortet. Durch die Zustimmung des Oberhauses wurde dieses ethisch umstrittene Verfahren nun freigegeben. Bei dieser Methode ist es den Ärzten erlaubt, eine befruchtete Eizelle aus drei Elternteilen zu schöpfen, um damit Erbkrankheiten zu verhindern. Demzufolge hätte das Kind die DNA von zwei Mütter und einem Vater. Dabei hätte die dritte DNA keinen Einfluss auf das Erscheinungsbild und Persönlichkeit des Kindes. Doch wie ist das möglich?
Schätzungsweise leidet etwa eines von 5000 bis 10.000 Neugeborenen an der Mitochondriopathie. Allein in Großbritannien werden jedes Jahr rund 125 Kinder mit dieser Erbkrankheit geboren [1]. Mitochondriopathien sind Erbkrankheiten, welche durch eine Schädigung oder fehlerhafte Funktion der Mitochondrien hervorgerufen werden. Doch die Mitochondrien sind lebensnotwendige Energieversorger der Zellen. Funktionieren sie nicht richtig, kann es erhebliche Folgen nach sich ziehen. Fehler in Mitochondrien-Erbgut können zu Muskelschwächen, Herzproblemen, Diabetes oder Krebs führen. Für Frauen mit solch einer Erbkrankheit gab es bis jetzt nur zwei Möglichkeiten ein gesundes Kind zu bekommen: Adoption oder Eizellspende. In beiden Fällen bestände keine genetische Verwandtschaft, was für viele zur psychischen Beeinträchtigung führt [2].
Wie funktioniert die Methode?
• Einer Frau mit Kinderwunsch, die jedoch unter mitochondrialer Krankheit leidet, werden Eizellen entnommen. Danach wird das Kern-Erbgut, in welchem sich der Großteil (99%) an menschlichem DNA befindet, aus der Zelle isoliert.
• Bei der gesunden zweiten Frau, der Spenderin, wird die Zelle entkernt. Somit enthält ihre Eizelle zwar noch Mitochondrien, aber nicht mehr das Erbgut.
• Im nächsten Schritt wird in die gesunde Zelle der Spenderin das Erbgut, der Zellkern, von der ersten Frau eingesetzt.
• Danach wird die Eizelle mit dem Spermium des Vaters im Labor befruchtet.
• Wie bei jeder künstlichen Befruchtung wird dann das Embryo der Mutter eingepflanzt.
Ebenfalls wird die Methode von der amerikanischen Gesundheitsbehörde heiß diskutiert, seit es den Forschern von der University of Oregon im Jahr 2009 gelang die Mitochondrien in den Eizellen der Affen zu vertauschen [3].
Die deutsche Gesetzesgebung ist in der Hinsicht rigoros, abgesehen davon sind Eizellspenden in Deutschland verboten. Es wäre sehr schwierig diese Methode durchzusetzten. Doch die Drei-Eltern-IVF wäre nicht die erste Fortpflanzungstechnik, welche in Großbritannien entstanden ist. Denn schon im Jahr 1978 wurde in Manchester das erste Retortenbaby (ein künstlich erzeugtes Kind) geboren. Auch diese Methode war zu seiner Zeit sehr umstritten und heftig diskutiert worden. Heute jedoch ist diese Art der Befruchtung auf der ganzen Welt verbreitet und es erblickten bisher, den Schätzungen nach, mehr als fünf Millionen Babys die Welt auf die Weise.
[2]http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2015-02/kuenstliche-befruchtung-mitochondrien-grossbritannien